Grußwort des Landesvorsitzenden Knut Kreuch an alle Heimat- und Trachtenvereine

Liebe Trachtenkameradinnen, Liebe Trachtenkameraden,

Hallo Ihr Vereinsvorstände,

wer hätte das gedacht? Die Berge des Thüringer Waldes sind weiß bestäubt, die grünen Tannenspitzen dick gepudert, mal schaut ein Schneekopf aus dem Nebel und auf der anderen Seite ragt ein Berg, wie eine einsame Insel aus den schneegefüllten Wolken hervor. Dieses von Herbert Roth einst so wunderschön besungene „Zauberland der Berge“ ist unsere Heimat. Hier haben wir im Frühjahr 1997, kaum war der Schnee in die Gebirgsbäche geflossen, unseren Thüringer Landestrachtenverband e.V. gegründet. Von Oberschönau zogen wir in dieser Zeit über die Gipfel hinweg, waren zum ersten Thüringer Trachtenfest 1993 in Tabarz, haben den berühmten Berg mit Festen umkreist von Friedrichroda bis Brotterode. Sind der Thüringer Waldsaumstraße, jenem Schmuckband schöner lebendiger Orte, immer aufs Neue treu geblieben, in dem wir die Hundertjährigen bejubelten, ob in Finsterbergen oder Ruhla. Es ist gerade jetzt schön zurückzuschauen, weil sich damit der Blick nach vorn weitet.


Mancher redet davon, dass wir in der schlimmsten Zeit leben, die es je gegeben hat. So etwas kann nur der sagen, der ganz weit entfernt steht von der Arbeit der Thüringer Heimat- und Trachtenvereine. Wir wissen aus der Beschäftigung in unseren Museen und Heimatstuben, wie schwer das Leben vor 100 Jahren war, als man nicht im Laden kaufte, sondern auf dem Bauernhof produzierte. An vegane Kost hat damals niemand gedacht. Wir lieben die Straßen zu unseren Festumzügen, weil wir wissen, dass Straßen Geschichten erzählen, so von Menschen, die 1945 nach dem von Deutschland begonnenen schrecklichen II. Weltkrieg, ihre Heimat verloren und hunderte Kilometer bei Regen und Kälte durch die Straßen irrten um Obdach zu finden. Damals hungerten Menschen, heute sind Kühlschränke überfüllt und wir werfen Lebensmittel weg. Ich weiß es ist schwer, wenn sich Kinder einmal mit sich selbst beschäftigen müssen, ich freue mich, dass Eltern endlich anerkennen, aber auch erst, wenn sie geschlossen sind, welche großartige Leistungen Kindergärten vollbringen. In den letzten 30 Jahren sind viele wunderbare Ortschroniken entstanden, auch ich habe viele Artikel über meine Heimatregion dazu beigetragen. Wer diese Artikel liest oder in den Büchern blättert und dazu ist jetzt eigentlich die Zeit, der weiß, dass gerade im Mittelalter die Menschen zu Hunderten verstarben, weil es kein sauberes Wasser gab. Eine Tatsache, die der Mensch von heute gar nicht mehr zu würdigen weiß.


Aber, warum schreibe ich Euch das, Ihr wisst das doch alles selbst! Ihr seid nämlich keine Menschen, die krumm oder quer denken, Ihr seid Menschen, die umarmen und umarmt werden wollen, Ihr seid Freunde, die sich beim Tanz in die Hände nehmen und dazu fröhlich jauchzen. Wenn ich dabei nur, wie Herzog Emil August von Sachsen-Gotha-Altenburg immer schwärmte „an meine lieben Altenburger denke“, da fehlt etwas, denn es steigt kein Dampf auf beim Stampfen des Tanzbodens, da läuft kein Ziegenkäse vom Holzbrett, wo jeder zugreifen kann ohne Gummihandschuh, da reizt niemand beim Kartenspiel, obwohl so vieles danach verlangt ein Spielchen zu wagen.


Du Thüringer Trachtenfamilie,


merke Dir: Wir sind stark, wir werden auch diese Episode gemeinsamer Geschichte überstehen, wir stehen zusammen, so wie es 1907 beim ersten Trachtenfest der Thüringer in Gotha und ein Jahr später in Reinhardsbrunn sich zusammenschweißte. Wir dürfen optimistisch sein denn deutsche Forscher haben in rasant schneller Zeit ein Gegenmittel entwickelt, was in Kürze die Pandemie in die Knie zwingen wird. Ich bin voller Hoffnung, dass wir uns zur THÜRIADE, unserem traditionellen Thüringer Landestrachtenfest auf der Bundesgartenschau in Erfurt sehen werden und ich bin voller Lob über Euer Engagement auch in schwieriger Zeit, über Eure Treue, wenn so vieles bricht und Eure Stärke, dass nicht zerreißt, was fest geknüpft.


Auch, wenn noch Zeit vergeht, bis wir uns wiedersehen, so fühle ich mich immer in Eurer Nähe, ich vermisse Euch, aber in mir liegt ein Glücksgefühl, denn das Wiedersehen kommt.


Bis dahin bleibt behütet und das Leben immer gut betrachten wünscht Euch Euer


Knut Kreuch

Landesvorsitzender