Wenn aus Kindern Hexen werden
In der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel loderte magisches Feuer
Der Hexengrund ist ein Nebental der Saale zwischen Rudolstadt und Kahla, das vom Wiedabach durchflossen wird. Er und die Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel waren Ziel der Thüringer Trachtenjugend zur Oktoberferienaktion 2016, die mit fast 30 Teilnehmern diesmal übervoll war. Die reizvolle Region ist wenig bekannt, aber auf jeden Fall ein lohnendes Ziel. Das Feriencamp Partschefeld, welches von Heike Krauß betrieben wird, ist ein schönes Objekt für Kinder- und Jugendfahrten.
Mit Waldemar über Berg und Tal
Specht Waldemar nützt mit einer stattlichen Körpergröße von ca. 40 Zentimetern besonders gern die dicken, alten Bäume für den Bau seiner Höhlen. Er ist das Markenzeichen des Pfades Saalleithen. Anett Hergeth, ihres Zeichens Koordinatorin des Entdeckerpfades Saalleiten ist der Thüringer Trachtenjugend durch das Projekt PARTHNER des Heimatbundes Thüringen bekannt, und so kam der Kontakt in die Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel. Sie führte die Neugierigen fast vier Stunden lang durch die wunderschöne Umgebung von Partschefeld, durch alte Obstberge, Weiden, Wälder. Mit dabei natürlich Specht Waldemar in Plüschform, den der eine oder andere mal eine Strecke tragen durfte. Mit Stöcken wurden typische Spechtgeräusche imitiert, eine Übung, die allen viel Spaß gemacht hat.
Katzenmägen und alter Sabbat
Monströs war der Speiseplan der Ferientage, die kulinarischen Höhepunkte wurden dem Hexen- und Geisterkochbuch entnommen. Die Küche rauchte und dampfte, dass den 112 Dorfbewohnern von Partschefeld Angst und bange wurde. Katzenmägen samt verspeistem Inhalt, Mäuseblut, Brechknochen und gefüllte Köpfe nährten das magische Volk. Gerlinde aus Mosbach kannte die Rezepte verdächtig gut... In der Nacht klangen schaurige Geräusche über das kleine Dorf. Die Hexen und Teufel zelebrierten ihren Sabbat um das große Feuer, sagten Zauberworte, ihre liebsten Schimpfworte und machten sich gegenseitig fragwürdige Komplimente. Seltsame Laute stiegen gen Himmel. Ein wundertätiges, einarmiges Steinkreuz am Wegesrand unweit von Partschefeld wurde das erklärte Ziel der Nachwuchshexen und Hexer. Mitten in der Nacht!
Auf dem schaurigen Schauenforst
Die sagenumwobene Burg Schauenforst versteckt sich über dem Hexengrund im Wald, lediglich der riesige Rundturm lugt ein klitzekleines Stück über die Wipfel. Die Ruinen der alten Feste bildeten ein Refugium für Forscherdrang und Schauergeschichten. Ob es noch einen alten Keller gibt? Warum wurde die Burg im 18. Jahrhundert von Schatzgräbern heimgesucht? Wo waren die Zugbrücken und warum heißt der Mauerteil neben dem Rundturm „Hohe Wehr"? Einige Kinder kannten sich auch ohne Google und Co gut aus, erkannten einen Wehrgang, Schießscharten und Hinweise auf Zugbrücken. Ach, auf dem Schauenforst war leider zu erfahren: Der Hexengrund hat mit Hexen gar nichts zu tun. Dabei hatte uns Anett Hergeth gewarnt: „Frauen aus dem Hexengrund sollte man mit Vorsicht begegnen." Der Grund für die Benennung des Grundes lag im Weinbau, der hier einmal betrieben wurde. Er war ein Arbeitsfeld der sogenannten Heckersleute, nach denen das Tal benannt wurde. Später wurden daraus in sprachlicher Veränderung die „Hexen". Reik aus Wutha-Farnroda und Karsten aus Brotterode sagten: „Na ja, also doch keine Hexen. Da müssen wir uns beim nächsten Mal mit Weinbau beschäftigen. Wir packen schon mal unsere Astscheren für die Rebstöcke ein".
Dirk Koch, Landesjugendleiter