Ereignisreiche Pfingsten in der Bundeshauptstadt

Thüringer Trachtenjugend erlebte heiße Bildungstage

Natürlich ist jedem klar, dass Berlin die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland ist. Aber auch hier wird den Bürgern ermöglicht, Verbindung zur Europäischen Union aufzunehmen. Deshalb besuchte die Thüringer Trachtenjugend mit teilnehmern aus dem Landkreis Gotha, der Landeshauptstadt Erfurt und dem Wartburgkreis im Rahmen einer Bildungsreise die Europäische Vertretung in Berlin, die sich unweit des Brandenburger Tores befindet.

Plattdeutsch im Kindergarten und Tracht bei den Vereinten Nationen

„Einheit in Vielfalt“ ist ein grundlegendes Motto des vereinten Europas, welches besonders seit 2000 im Mittelpunkt der Bemühungen der EU steht. Wir waren deshalb in unseren Trachten in die Europäische Vertretung Unter den Linden unweit des Brandenburger Tores gekommen, was schon auf dem Weg vom Hauptbahnhof großes Aufsehen erregt. Wir mussten oft anhalten und Touristen und Passanten Erklärungen abgeben. Mit der Zeit fanden die Mädels Gefallen an den Fotos, die dauernd von ihnen gemacht wurden. Der Referent der Europäischen Vertretung, Sascha Sauerteig, war darüber ganz erfreut. In seiner Heimat Mecklenburg gehörte das Plattdeutsch im Kindergarten schon in den 1990er Jahren zum Programm, es wurde den Kindern mit auf den Weg gegeben. Unsere Trachtenkleidung aus der Region um die Drei Gleichen, aus Stepfershausen, Kaltenlengsfeld und Mosbach spiegelte die kulturelle Vielfalt unserer Heimat in Berlin gut wieder. Im Vortrag erzählte der Referent davon, dass er erst vor wenigen Tagen dienstlich bei den Vereinten Nationen in Genf war und dort die Vertreter vieler Länder generell in ihren typischen Trachten kommen.Bei den Europäern ist das so nicht üblich, sie kommen in moderner Garderobe, aber vielleicht könnte es einmal auch so werden? Diese internationale Anregungen tuen Europa gut. Bei unseren bayrischen Trachtenfreunden zum Beispiel ist ein Erscheinen in Tracht bei offiziellen Anlässen normal.

Der letzte Hügel vor Moskau und Einheit beim Wasser

Auf dem Pfingstprogramm stand ebenfalls eine Führung durch die alten Westberlinern als „Radarstation“ bekannte Abhöranlage der Amerikaner und Briten auf dem Teufelsberg. Sie ist seit 1991 nicht mehr in Betrieb, die Anlage hat aber durch die NSA-Abhörthematik in letzter Zeit wieder eine gewisse Aktulität. Der Teufelsberg selbst entstand nach dem Zweiten Weltkrieg als Trümmerberg und die Alliierten erkannten die gute strategische Lage und bauten darauf eine Funkabhörstation, auf der über 300 Kilometer weit der Funkverkehr abgehört werden konnte. Ein ehemaliger Soldat des Nachrichtendienstes, der in den 1970er Jahren auf dem Teufelsberg arbeitete, gestaltete die Führung sehr lebhaft. Seine Äußerung „Für uns war das quasi damals der letzte Hügel vor Moskau und wir konnten im Kreml das Zähneputzen abhören.“ erregte doch so manchen Lacher.


Einheit in der Stadt bestand übrigens selbst in Zeiten des Kalten Krieges im Bereich von Wasser und Abwasser, was wir bei einer Führung durch das unterirdische Berlin erfuhren. Es war zu kompliziert, die seit dem 19. Jahrhundert gewachsenen Wasserversorgung der Millionenmetropole zu trennen. Allen in allem: Ein lehreiches und heißes Pfingsten 2014.