Tanzwochenende der Thüringer Trachtenjugend

Ideen in Zella-Mehlis


„Das Gegengewicht am Fahnenstab besitzt eine wichtige Funktion. Es dient dazu, dass die Fahne im Gleichgewicht in der Hand liegt.“ Frank Hößel ist voll in seinem Element, als er Conrad neugierig auf´s Fahnenschwingen macht. Das war das Hauptanliegen des gemeinsamen Wochenendes der Thüringer Trachtenjugend Anfang September in Zella Mehlis: Neugierig machen auf gelebte Tradition und Grundsteine für die Zukunft legen.


Denn mittlerweile ist jedem klar, dass ein Generationswechsel ansteht. Die vergangen Jahre mit den Coronabeschränkungen haben stark in das Leben der Thüringer Trachtenvereine und ihrer Jugend eingegriffen. Es ist längst nicht mehr selbstverständlich, dass die Arbeit so fortgeführt wird, wie noch zu Jahresbeginn 2020. Es ist schwieriger geworden. Viel schwieriger. Neugierig machen, Anregungen geben, Funken zu zünden. So könnte der Zweck der Veranstaltung beschrieben werden. Den idealen Ort bot das hochgelegene Schullandheim Zella Mehlis, dessen Team um die Leiterin Frau Eff sich hervorragend um die Trachtengäste kümmerte.


Die Cisternwerkstatt von Matthias

Ein typisches Thüringer Instrument, dass mit Zella-Mehlis und vor allem Suhl in Verbindung steht, ist und war die Cister, auch als Zimpel oder Thüringer Waldzither bekannt. Sie spielte eine große Rolle, als zu Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Thüringer Trachtengruppen ihr Tun begannen. Von Finsterbergen sind zahlreiche Postkarten im Archiv des Thüringer Landestrachtenverbandes e.V. zu finden, die die damals Aktiven beim Cisterspiel zeigen. Bereits 2014 machte die Thüringer Trachtenjugend Bekanntschaft mit der Cister, als das Thüringer Wettspinnen im Suhler Waffenmuseum ausgetragen wurde. Dort ist unter anderem der Verein der Freunde der Waldzither e.V. aktiv, zu dem wir in Person der Museumspädagogin Doris Eckardt aus Suhl in Kontakt stehen. Matthias Wiewiorra begrüßte uns in seiner Cisternwerkstatt im Suhler Ortsteil Heinrichs, die sich in einer ehemaligen Kapelle befindet.


Jürgen mit dem Waldecker

Es ist bereits ein Jahr vergangen, seit die Landestanzgruppe der Thüringer Trachtenjugend zur THÜRIADE auf dem Petersberg in Erfurt ihren großen Auftritt hatte. Ein Jahr, in dem es Zeit für Neues wurde. Jürgen Schiecke aus Brotterode reist seit seinem Eintritt in den Ruhestand gern zwischen den Gruppen hin und her, um reinzuschnuppern, anzuleiten und Netzwerke zu knüpfen. Und natürlich den ein oder anderen neuen Tanz aufzuschnappen. Wie den Waldecker bei den Tabarzer Trachtenfreunden, der nun ins Repertoire der Thüringer Trachtenjugend aufgenommen wurde.


Frank und die Veeh-Harfen


Neben dem im Thüringer Trachtenverband lange schon praktizierten Fahnenschwingen hatte Frank Hößel noch Neues mitgebracht. Ein Schwachpunkt in der Thüringer Trachtenfamilie besteht nach wie vor in der Begleitung der Tänze mit Instrumenten. In den vergangenen zwei Jahren hat Franks Kaltenlengsfelder Folkloretanzgruppe die Veeh-Harfen entdeckt, die sie mit Förderung durch die Thüringer Ehrenamtsstiftung ankaufen konnte. Dieses Instrument zeichnet sich dadurch aus, dass es relativ einfach ohne Vorkenntnisse erlernt werden kann. Mittlerweile geben zwei Frauen zum wiederholten Male Adventskonzerte in der Kaltenlengsfelder Dorfkirche. Ja, und ein wenig adventlich gemütlich klang es auch durch das Schullandheim, als sich die Ersten an den von Frank mitgebrachten Harfen ausprobierten.


Wie es weitergeht? Absprachen sind getroffen, Pläne gemacht. Die Thüringer Trachtenjugend arbeitet daran. Wir werden sehen.


Text & Bilder: Dirk Koch, Landesjugendleiter