Ein Jahr in Corona Trachten!

Ein Jahr in Corona Trachten!


Und die Frage: Wie lebt es sich zwischen Leere und Intensität?


Das Jahr 2020 wird in die Geschichte eingehen, denn es hat dem Verein genommen, was ihn eint, nämlich das Wörtchen EIN aus dem Wort Verein. Im Verein zu sein, heißt, ein Ziel zu haben, bedeutet sich einen und einander zu achten. Einigkeit, Einfallsreichtum, Einladungen, all diese Begriffe sind dem Wortschatz des Vereins entsprungen und all das, ist mit Skype-Konferenzen nicht erreichbar. Eine Welt, die seit 75 Jahren im europäischen Frieden und Miteinander der Europeade lebt, wird eingekeilt zwischen den dunklen Visionen eines auftrumpenden Präsidenten, einem sich niesend ausbreitenden Virus und den chinesischen Machenschaften des allmächtigen MAO-Systems. Ein Jahr, wo mit der Absage des Münchner Oktoberfestes das größte Volksfest der Welt, das Symbol der Tracht zwischen Antarktis und und Alaska, zwischen Amazonas und Amur, nicht stattfinden kann, ist ein Jahr, wo den Brauereien, den Festwirten, den Hendlbratern, den Schaustellern, den Hoteliers, den zuckersüßen Lebkuchenbäckern Millionen Einnahmen und uns der Duft des Brauchtums verloren gehen. Eine leere Theresienwiese im Oktober gab es bisher nur, wenn die Welt aus den Fugen geriet oder Deutschland einen Krieg anzettelte. Diese Geschichte, die wir jetzt erleben, die steht auf keinem Zettel. Hätte uns vor einem Jahr zur Weihnacht einer erzählt, dass wir ein Jahr erleben, wo wir keine Tracht anziehen, wir hätten ihn für verrückt erklärt. Und nun, etwa einhundert Tage später, stecken wir mittendrin. Es gibt keine Trachtenfeste, kaum das Versammlungen und Proben durchgeführt werden dürfen. Und dann der Wahnsinn


- Tanzschulen dürfen tanzen - und wir nicht. Die EUROPEADE in Klaipeda musste abgesagt werden, kaum, dass wir uns nach dem Trompetensolo von Frankenberg so auf diese Stadt und das Miteinander im Baltikum freuten. Unsere Vereinshäuser verwaisen, weil kein Lied angestimmt werden kann, weil sich niemand trifft ohne Sicherheitsabstand zum Erhalt alter Handwerkstechniken. Gesellschaftsfähig wird die ICH-Gesellschaft. Wir, die wir kämpfen für das WIR, müssen zusehen, wie ein Virus aus uns Einzelsubjekte macht. Heute noch nicht spürbar, wird sich dieser Wahnsinn verstetigen. Uns fehlen die jährlichen Landesfeste, die Proben mit unseren Jüngsten im Kindergarten oder in der Schule.


Die Corona-Trachten des Jahres 2020, das sind unsere Alltagskleider. Müssen wir aus Mangel an Gelegenheiten auf die Tracht als Merkmal unserer Identität verzichten, so verstecken wir uns trotzdem nicht. Doch die Krise hat auch etwas Gutes. Eltern stöhnen, denn sie bemerken plötzlich, wie Gesellschaft und Vereine täglich die Familien entlasten, in dem Kinder und Jugendliche einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen. Der Mensch steigt vermehrt aufs Rad und bemerkt, dass der Verein im Nachbarort doch ein ganz schmuckes Heimatmuseum betreut, was man selber noch nicht kennt. Man ist unterwegs zu Fuß und sieht plötzlich, dass die Feldraine blühen mit Klatschmohn und Kornblumen, die man eigentlich nur noch aus dem Computerbild kennt. Korona bedeutet, die Leere zu überwinden und die Intensität des Miteinanders zu spüren. Man kann Korona auch schmecken, denn die beste Erdbeere Deutschlands trägt diesen Namen, ein kühles Blondes ebenso und ein gleichnamiger russischer Wodka ist etwas Hochprozentiges. Hochprozentig müssen wir bleiben, wollen wir nach der Krise mit neuen Impulsen voran gehen. „Altes tragen, Neues wagen“ war und ist seit 125 Jahren das Motto unseres Miteinanders, deshalb lasst uns die KORONA wagen, heißt dem Vereinsleben die Krone aufsetzen und im nächsten Jahr, gut erholt und völlig einfach uns selbst immer wieder neu einzufinden in einem tollen Vereinsleben.




Bleibt gesund und einig




Euer Knut Kreuch


Landesvorsitzender