Das Ei in der Tracht
Gedanken um eine ungewöhnliche Eierei
Ja, es ist so eine Sache mit dem Ei. Eine Firma wirbt „Ei, Ei, Ei Ver…..“, Zeitgenossen schimpfen über Artgenossen mit den Worten „Da hast du mir aber ein Ei gelegt!“ Der nächste fragt sich: War zuerst das Ei oder das Huhn? Das Ei fasziniert die Menschheit und es gibt sogar Feste zu Ehren des Ei`s. So den Sommergewinn in Eisenach, wo die ganze Stadt mit Eiern dekoriert ist, zu Ostern verstecken Eltern für ihre Kinder die bunten Eier im Grünen und Verliebte kennen rund um das Ei die verrücktesten Dinge. Zum Beispiel meine ich das Kochen eines Frühstückseis am Morgen danach. Viele unserer Vereinsvorsitzenden vergleichen den Gang durch die Behörden mit einem wahren Eierlauf; den Kampf um Fördermittel oder Sponsoren als echten Eiertanz. Ja, da werden uns schon Eier gelegt und ihr kennt sie doch alle. Ist die Tanzfläche und die Musikfolge nicht exakt angegeben, kommt die GEMA und ei, ei, ei da gibt es eine fette Nachzahlung. Sind die Rechnungen vor dem Bewilligungsdatum datiert, sind die Abweichungen in den Kostenstellen mehr als 20% oder hat gar ein Sponsor die geplanten Leistungen übernommen, schon beginnt die Eierei der Erklärungsnot – warum, weshalb, wieso! Das Ei in der Tracht ist also kein Schmuckteil, kein Grundstoff, um die Tracht herzustellen und auch kein Eiweiß, um die Wangen natürlich zu färben.
Gerade zur Osterzeit spielt das Ei für uns eine enorme Rolle. Wir ärgern uns doch schon lange nicht mehr, dass es das ganze Jahr bunte Eier im Supermarkt gibt, genauso wenig, wie wir unbemerkt Hohlkörper, mal als Weihnachtsmann und mal als Osterhase verspeisen. Das schönste Buch rund ums Ei zur Osterzeit schrieb einst Albert Sixtus verziert mit den wunderschönen Bildern von Fritz Koch-Gotha, hat doch „Die Häschenschule“ seit 1924 schon längst die Herzen ihrer Leser erobert und was das Schönste ist, der Verlag entdeckte ein bisher unbekanntes Manuskript und wird Ostern 2016 einen neuen Teil derHäschenschule präsentieren.
Und was hat nun die Tracht mit dem Ei zu tun? Thüringen ist reich an Traditionen rund ums Ei. So sind es nicht nur die legendären Binseneierseminare von Karin Schneider, die den alten Brauch der Verzierung des Ei`s mit natürlichen Rohstoffen und biologischen Farben weitergeben. Fahre ich durch Thüringen entdecke ich immer wieder zur Oster- und Pfingstzeit mit Eiern und Eierketten geschmückte Brunnen, in Saalfeld steht ein Ostereierbaum und in unseren Kindergärten wird seit den Zeiten von Friedrich Fröbel und August Köhler schon den Kindern gelehrt, wie man mit Farben die weißen Eier in bunte Kunstwerke verwandelt. In der Herzoglichen Kunstkammer des Schlosses Friedenstein zu Gotha bin ich immer wieder verzückt, wenn ich die filigran bearbeiteten Straußeneier des 16. Jahrhunderts bestaune und nur erahnen kann, mit welcher hohen Kunstfertigkeit die meist unbekannten Meister ihre zerbrechlichen Eier ritzten und bemalten. In Tambach-Dietharz betreiben Johanna und Edwin Wawra noch heute eine kleine Straußenfarm, aus der in den letzten Jahren schon viele Eier in kunstfertige Hände des 21.Jahrhunderts übergingen.
Faszination Ei ist wie das Leben in unseren Vereinen, gut ummantelt und doch zerbrechlich, raue Schale und weicher Kern, aber auch voller Farben und immer für eine Überraschung gut. Und deshalb bin ich sicher, der Eiertanz des 21.Jahrhunderts wird nie ein Thüringer Volkstanz werden.
Einen schönen Frühling wünscht
Knut Kreuch
Landesvorsitzender