Weimarer Geschichtchen und Geschichten
Thüringer Trachtenjugend auf ungewöhnlichen Spuren der Dichterfürsten
Schneebälle flogen vom Sockelpodest des weltberühmten Goethe- und Schillerdenkmals vorm Weimarer Nationaltheater, Urheber der eisigen Kugeln waren die Mädchen und Jungen der Herbstferiengruppe der Thüringer Trachtenjugend.
Was für Frechlinge! Na ja, der erste Schnee gehörte eben zur diesjährigen Oktoberferienaktion, ebenso wie auf Goethes und Schillers Fersen unterwegs zu sein.
Eine bunte Teilnehmerschar aus dem Landkreis Gotha, dem Wartburgkreis, dem Kreis Schmalkalden-Meiningen und der Landeshauptstadt Erfurt machte sich auf den Weg.
Ein berühmter „Knochenerkenner“
Der Sarg von Friedrich Schiller in der Weimarer Fürstengruft ist leer! Diese Erkenntnis spornte die Mädchen und Jungen an, die Tatsache zu erforschen, warum das so ist.
Der Weg führte schnurstracks zum Jacobsfriedhof, der ältesten Grablege der Klassikerstadt. Dort fanden sie heraus: Schiller wurde nach seinem Tode 1805 zuerst hier im sogenannten Kassengewölbe bestattet, einer Grabstätte für Höhergestellte.
Als die damals neue Fürstengruft 1827 errichtet worden war, sollten die Gebeine des berühmten Dichters dort ihre Ruhe finden.
Allerdingslagen im Kassengewölbe zu dieser Zeit sehr viele Verstorbene, deshalb war es schwierig, das richtige Skelett zu finden.
Man suchte eines heraus, später dann noch mehrere und identifizierte sie als Schillers sterbliche Überreste.
Goethe, der ein guter „Knochenerkenner“ war, wie die Kinder so sagten, bekam Schillers Schädel gar zur Begutachtung in die Wohnung. Allerdings stellte sich vor einigen Jahren mittels moderner Technik heraus, dass es wohl doch nicht Schillers Gebeine waren, die im Sarg in der Fürstengruft lagen.
Sie wurden entfernt und der Sarg ist jetzt leer. Erkenntnis der Kinder: „Schiller liegt wohl noch immer auf dem Jacobsfriedhof.
“Nixe oder nicht Nixe?
Goethe war als junger Mann ein ganz schöner Streichespieler und hatte in Weimar wilde Jahre. Nach seiner Ankunft in der Residenz machte er sich bei manchen altgedienten Ministern der Regierung so unbeliebt, dass diese lieber zurücktreten wollten, als mit ihm zusammenzuarbeiten. So soll er unter anderem gern nachts in der Ilm geschwommen sein. Die Vorbeikommenden hielten ihn für eine der Ilmnixen, von denen man sich im alten Weimar einiges zu erzählen wusste. Entsprechend groß war der Schrecken der nächtlichen Passanten. Die Geschichte war so faszinierend, dass die Herbstferiengruppe zwei Abende lang auf der Suche nach Ilmnixen war, mehr oder weniger mit Erfolg.Das Laufergebnis eines Tages war entsprechend hoch: 16685 Schritte und 11679 Meter wurden zurückgelegt.
Ganz schön interessant, die Erkenntnisse des Thüringer Trachtennachwuchses. Vielleicht sind ja zukünftige Wissenschaftler dabei? Beim täglichen Mittagessen in der Weimarer Mensa am Park konnte sich der eine oder andere doch schon mal vom studentischen Flair inspirieren lassen. Aber was hat es nun ganz genau mit Goethe als Nixe und dem Totenschädel von Schiller auf sich? Um mit einem Fazit von Jonas abzuschließen: „Diese Dinge werden wohl immer ein Geheimnis bleiben.
“Text: Dirk Koch, LandesjugendleiterFoto: Nobert Sander