Ein Vierteljahrhundert Heimatbund Thüringen
Geburtstagsveranstaltung in Jena mit vielen Ideen
„Am Begriff Heimat muss man täglich arbeiten, da reicht es nicht ein paar Worte aufzuschreiben. Es hilft auch kein Klagen, dass immer weniger Menschen bereit sind sich zu engagieren und dann zu behaupten, dass die, die sich engagieren, überall die gleichen sind. Solange noch ein Mensch sich für uns interessiert, sind wir keine Dinosaurier, denn die sind ausgestorben. Es wird zu jeder Zeit Menschen geben, die Heimat zu schätzen wissen, die bereit sind Zukunftswerte zu verteidigen und Heimat immer wieder neu zu definieren.“
Knut Kreuch im Statement zum 25. Geburtstag des Heimatbundes
Im Paradiescafé fand die Jubiläumsveranstaltung zum 25. Jahrestag des Heimatbundes Thüringen in Jena Anfang November 2018 statt. Indes, paradiesisch ist es um den Begriff der Heimat wohl so ganz nicht bestellt. Heute beansprucht ihn jeder mit seinen Interpretationen, die jeweils richtig sein sollen. Interessante Vorträge und Diskurse kennzeichneten die Veranstaltung zum 25. Geburtstag des Heimatbundes.
Dr. Peter Fauser von der Volkskundlichen Beratungsstelle für Thüringen wünschte sich, dass die Heimatgeschichte wieder einen stärkeren Stellenwert in der Arbeit des Heimatbundes einnimmt. Die Arbeit mit der Heimatgeschichte hat sich geändert. Nach der politischen Wende 1989 gab es zahlreiche Projekte, die Heimatstuben und Heimatmuseen in den Orten aufbauten. Dabei widmeten sich diese in den Nachbarorten oft gleichen Themen. Hier wäre eine Vielfalt angebrachter gewesen. „Manche Heimatstube gehört heute eingemottet. Ich sage ausdrücklich nicht weggeschmissen, weil sie vielleicht in 84 Jahren wieder gebraucht werden!“, so brachte es Dr. Fauser in einem humorigen Satz auf den Punkt. Gleichzeitig betonte Dr. Burkhard Kolbmüller, der Vorsitzende des Heimatbundes, dass sich ein Generationswechsel im Vorstand des Heimatbundes vollzieht. Das war bei den Podiumsdiskussionen deutlich zu merken, auch wenn Dr. Kolbmüller noch die Hauptgespräche führte. Er kennt die Diskussionsteilnehmer bereits seit Jahrzehnten.
Die Gebietsreform war in den letzten Jahren ein reges Diskussionsthema in Thüringen. Aus dem Podium zur Geburtstagsveranstaltung kamen einige interessante Anregungen. Gebt doch den Dörfern ihre Namen zurück! Im Namen von Gemeindezusammenschlüssen sollten Orte ihre Namen behalten – auch in der postalischen Anschrift. Wieso wird jahrgangsübergreifender Unterricht nur in großen Schulen erteilt? Wäre es nicht eine Möglichkeit, kleine Schulen auf dem Land zu erhalten? Wieso denkt man hier nicht weiter? Gleichzeitig wurde die Größe der Dorfparlamente kritisiert. Viele Thüringer fühlen sich in den Gemeinderäten nicht vertreten. Ortschaftsräte in ausreichender Größe und mit richtigem Mitbestimmungsrecht wären eine Lösung. Bürger könnten sehen, dass sie direkt etwas bewegen. Demokratie heißt Mitbestimmung, auch im Kleinen. Hier fängt Beteiligung aller an. Generell wird viel über Landflucht geredet, nicht erst seit 1990, nicht erst seit 1950, sondern schon seit dem 19. Jahrhundert. Heimat, die gestalten die, die gern da bleiben. Das Positive gibt den Weg vor! Das Land und die Heimat haben Zukunft!
Text und Fotos: Dirk Koch