Thüringen sozial, textil & blumig

Thüringen sozial, textil & blumig

Herbstferienaktion der Thüringer Trachtenjugend lässt Sehnsucht nach gemeinsamen Erlebnissen Wirklichkeit werden


Jugendliche und junge Erwachsene reklamieren, dass ihre Interessen in der derzeitigen Krise kaum zählen.“, so steht es in einer Veröffentlichung des Deutschen Bundesjugendringes unter dem Motto „Kinder und Jugendliche im Blick behalten“ von Ende September 2020. Nicht nur die Betroffenen wissen wohl ganz genau, was damit gemeint ist. Entsprechend groß war das Hallo vor der Jugendherberge Erfurt bei der Anreise zur Herbstferienaktion der Thüringer Trachtenjugend. „Mann, seid ihr groß geworden!“ „Ich hätte dich nicht wiedererkannt“. Zwar gab es seit März zahlreiche Online- und aufsuchende Einzelbeteiligungsaktionen, wie etwa den Wehrkirchenkalender und den dazugehörigen Film, aber den persönlichen Kontakt kann das nie ersetzen.


    



Über 30 Teilnehmer hatten nun den Weg nach Erfurt gefunden, in erster Linie einfach, um dabei zu sein und ihre Freunde wiederzutreffen. Digitalisierung ist da keine Lösung, sondern lediglich ein schwacher Ersatz mit Hinkefuß. „Bei allen Maßnahmen, die bundesweit einheitlich geregelt werden, muss bedacht werden, dass Treffen mit gleichaltrigen Freunden in der Freizeit weiter möglich sind, das Freizeitaktivitäten wie Gruppenstunden oder Sport im Verein erhalten bleiben, dass berufliche Perspektiven nach dem Schul- oder Berufsabschluss wichtig sind.“, so schreibt der Deutsche Bundesjugendring, dessen Mitglied auch die Deutsche Trachtenjugend ist, weiter in seinem Text.


     



Eine abwechslungsreiche Woche unter Beachtung der behördlichen Vorgaben begann. Gar nicht so einfach, aber zu schaffen. Erfurt war in der ersten Ferienwoche Gott sei Dank noch kein Risikogebiet und es gab noch keine weitergehenden Einschränkungen, so dass es relativ „normal“ möglich war, sich an die Verordnungen zu halten. So fanden das Stadtspiel auf der Suche nach Faust, Till Eulenspiegel, Gustav Adolf von Schweden und Graf Gleichen, der Besuch von Städten des Waids und der Einkaufsbummel ohne Probleme statt.




Der Bereich des Textilen spielte in der ganzen Woche eine große Rolle, dafür waren verschiedene Referenten angereist. Ruth Fiedler vom Fachverband Textil e.V. führte die Kinder durch verschiedene textile Arbeiten, z.B. Schablonieren, Drucken und Frottieren. „Frottieren“ bedeutet das Abreiben von Strukturen, was die Kinder an den Architekturen in Erfurts Altstadt emsig praktizierten. Die Zusammenarbeit mit Familie Fiedler kam über die Ausstellung zu Eduard Fiedler zusammen, der Großvater von Klaus-Jürgen Fiedler. Eduard Fiedler war als Maler der Wachsenburg 2018 Thema einer viel beachteten Ausstellung des Thüringer Landestrachtenverbandes im Landhaus Studnitz in Wechmar.




Jutta Fiedler, Mitglied der Volkstanzgruppe Brotterode, fesselte die Mädchen mit einem Abendkurs zum Thema Kreuzstich. Ein Tag führte per Bus auf die Touren des Waids, der alten Blaufärbepflanze, die Erfurt einst reich machte. So fanden die Waidmühlen und Steine in Mönchenholzhausen, Azmannsdorf, Klein- und Großmölsen riesiges Interesse. Dank geht vor allem an das Heimat- und Waidmuseum Hochstedt, das extra für uns seine Türen öffnete. Auf dem alten Wartturm in Niederzimmern belohnte der Blick über das weite Land. Im Dürerhaus Erfurt wurde ein Blaudruckkurs absolviert. Alles in allem eine gute Grundlage für den Kalender der Thüringer Trachtenjugend für 2022, der 2021 erscheint und unter dem Motto „Thüringer blumige Textilien“ steht. Anlass dafür ist die BUGA in Erfurt, bei der auch Trachtenjugend und Landestrachtenverband gerne teilnehmen wollen. Es ist geplant.


Umschwärmt in der Kletterhalle der Gruppentrainer, der die Mädels zum Erklimmen höchster Wände beflügelte, am Nachmittag fanden Tiere im Thüringer Zoopark bei bestem Herbstsonnenschein höchste Aufmerksamkeit. Vom Äffchen bis zum Känguru. Die Arche Noah im Naturkundemuseum fesselte die Kinder besonders lange.


Doch es soll auch Zukunft geben und wir werden und wollen uns wiedersehen. Vielleicht sogar in der Jugendherberge Erfurt. Denn im nächsten Jahr ist die Thüriade, das Thüringer Landestrachtenfest 2021, auf der BUGA geplant. Deshalb durchwanderte die Ferientruppe am letzten Tag noch einmal das Dreibrunnenfeld zwischen der Jugendherberge und Hochheim, in dem der Erfurter Erwerbsgartenbau unter Christian Reichardt einst seinen Anfang nahm. Also, Winterruhe und dann neues Wachsen! Daumendrücken!


Text und Bilder: Dirk Koch

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