Der „Tag der Tracht“ im Rokokosaal des Landhauses Studnitz in Günthersleben-Wechmar

Alles hat seine Tage, auch die schönste Kleidung der Welt!

Der „Tag der Tracht“ im Rokokosaal des Landhauses Studnitz in Günthersleben-Wechmar


Der Deutsche kleidet alles gern in schöne Worte, findet kleidsame Namen und lässt sich gern zu Ereignissen einkleiden. Nicht nur alles hat seine Zeit, sondern auch alles hat seine Tage. Oder nicht? Es gibt im Jahresverlauf für die Damenwelt den Internationalen Frauentag und den Muttertag, die Herren der Schöpfung müssen sich 24 Stunden an Christi Himmelfahrt mit dem Männertag, auch Vatertag genannt, begnügen. Kinder gehören jeden Tag in unsere Mitte und nicht nur am 1. Juni eines jeden Jahres, wenn Weltkindertag ist.


Es ist schon ein bissel verrückt, für was wir alles Aktions- und Gedenktage haben, so für Krankheiten rund um Herz und Venen, für Zahngesundheit und Rückenschmerzen, für Bäume und Wildblumen, für Vorleser und Sparer, für Kaffee und Heimat, für deutsche Sprache und Musik. Ich könnte diese Reihe endlos fortsetzen und ich weiß, keiner der diesen Text liest, weiß an welchem Termin des Jahres einer dieser genannten Tage gefeiert wird. Ein paar jener tollen Tage will ich vorstellen: So feiern wir am dritten Samstag im Januar den „Tag des deutschen Schlagers“, oh, wie atemlos. Am zweiten Märzwochenende ist „Tag der offenen Töpferei“. Für viele ein Tag der Gesundheit ist am 23. April der „Tag des deutschen Bieres“ und am 21. Juni sind gleich zwei Ereignisse, sowohl der „Tag des Schlafes“ wie auch der „Tag des Sonnenschutzes“.


Es soll Deutsche geben, die nicht wissen, wann ihr Nationalfeiertag ist. Die Thüringer wussten immer, wann der „Tag der Republik“ ist, nämlich dann, wenn auf dem Dorf die Runkeln (Rüben) raus gemacht wurden. Den „Tag der Arbeit“ konnte auch kein DDR-Bürger vergessen, denn da musste er zur Demonstration in die Stadt und nach dem Winken an der Ehrentribüne gab`s eine Bockwurst und ein Bier oder eine Mandora.


Zwei der berühmtesten Aktionstage in Deutschland sind eng mit der Arbeit der Heimat- und Trachtenvereine verbunden, das ist einmal der Internationale Mühlentag am Pfingstmontag und der zweite Sonntag im September, wenn sich am „Tag des Denkmals“ die schönsten Häuser unseres Vaterlandes öffnen.


Seit fast zehn Jahren laden wir am dritten Oktobersonntag, wenn in ganz Deutschland die Kirmes, Kerb oder Kirchweih, unser wichtigstes Brauchtumsfest gefeiert wird, zum „Tag der Tracht“ ein. Es ist der Tag, wo wir uns selbst in Tracht kleiden, wo wir in Tracht unsere Nachbarn besuchen, wo wir Trachtenstuben öffnen und heftig diskutieren um die Zukunft der Tracht.


Der Thüringer Landestrachtenverband hatte in diesem Jahr zur großen Podiumsdiskussion am 16. Oktober 2016 in die „gute Stube“ des Wechmarer Heimatvereins in den Rokokosaal des Landhauses Studnitz eingeladen. Der seit Jahrzehnten um die Trachtenerhaltung in Niedersachsen verdiente Trachtenforscher Jürgen Sturma referierte und diskutierte gemeinsam mit dem 16jährigen Niklas Fuchs aus Brotterode und der 15jährigen Carolin Walther aus Ponitz (Altenburger Land) zum Thema „Wie stehen wir zur Tracht?“. In altbewährter Weise führte unser Landesvorsitzende Knut Kreuch durch die Veranstaltung und bezog auch die 75 Trachtenträger, die aus allen Teilen Thüringens angereist waren, in die Gesprächsrunde ein. Das Thema war gut gewählt, denn die Diskussionen waren so intensiv und tiefgründig, dass noch beim anschließenden Sonntagsschmaus mit Thüringer Kößen und Entenbraten kräftig weiter diskutiert wurde.



Im nächsten Jahr wird es wieder ein Podium für die Tracht an ihrem Ehrentag geben, dann treffen sich am 15. Oktober 2017 im Wechmarer Gemeindesaal die Thüringer Trachtler und dann geht es um das „Spinnen in Thüringen“ mit dem 6. Thüringer Wettspinnen und natürlich einer Diskussionsrunde mit Gesprächspartnern auf die wir uns schon heute freuen.

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