Tag des Brauchs 2025 unter dem Motto "7. Thüringer Wettspinnen"
"Th\u00fcringer Landestrachtenverband e.V."
Ein Wettstreit mit 15 Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland
Insgesamt 15 Spinnerinnen aus dem gesamten Bundesgebiet waren angereist – jede brachte ihr eigenes Spinnrad mit. Schon hier zeigte sich eine beeindruckende Vielfalt: Kein Rad glich dem anderen, jedes trug seine eigene Geschichte und Eigenheit in sich. Die Aufgabe für alle lautete: 20 Gramm Schafwolle in 60 Minuten zu verspinnen. Am Ende entschied die Länge des gesponnenen Fadens über die Platzierungen.
Den längsten Faden spann Astrid Gottesleben mit 145 Metern und erreichte damit den 1. Platz. Dana Dimmerling belegte mit 131 Metern den 2. Platz. Der 3. Platz ging an die älteste Teilnehmerin mit stolzen 88 Jahren, Luise Bachmann, die mit 114 Metern ein beeindruckendes Ergebnis erzielte.
Besonders schön: Die jüngste Teilnehmerin war erst 22 Jahre alt – ein starkes Signal dafür, dass das Spinnen nicht nur eine Tradition der Vergangenheit ist, sondern auch von jungen Menschen weitergeführt wird.
Alle Teilnehmerinnen erhielten eine Urkunde, auf der ihre persönliche Fadenlänge vermerkt war – als Anerkennung für ihr Können und ihre Teilnahme.
Großes Interesse im Festzelt
Das Festzelt in Apfelstädt war gut gefüllt, und viele Gäste nutzten die Gelegenheit, den Spinnerinnen über die Schulter zu schauen. Mit großer Neugier wurde beobachtet, wie aus einem kleinen Wollflocken ein immer länger werdender, feiner Faden entstand. Neben dem eigentlichen Wettbewerb stand aber auch das Miteinander im Mittelpunkt: Lachen, Austausch und gegenseitige Unterstützung prägten die Atmosphäre. Besonders die Teilnehmerinnen aus Bad Tabarz sorgten mit ihrer Freude und Herzlichkeit für gute Stimmung.
Rahmenprogramm: Kartieren und Dengeln
Ein besonderes Highlight war die Vorführung einer Kartiermaschine, die eine Martina Scharf aus Ernstroda mitgebracht hatte. Mit dieser traditionellen Technik, dem sogenannten Kardieren, wird die rohe Wolle gekämmt, entwirrt und in eine gleichmäßige Struktur gebracht. So entsteht ein lockeres Vlies, das sich deutlich leichter verspinnen lässt. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, sich diesen wichtigen Schritt der Wollverarbeitung erklären zu lassen.
Auch im Außenbereich gab es Spannendes zu entdecken: Dort zeigten Dengler, wie man eine Sense richtig beschlägt. Mit Hammer und Amboss wurde die Schneide des Sensenblatts fachmännisch ausgedünnt („ge dengelt“) und anschließend mit dem Wetzstein nachgeschärft. Diese Handwerkskunst faszinierte viele Gäste und verdeutlichte eindrucksvoll, wie wichtig früher die Pflege von Werkzeugen für die Landwirtschaft war.
Fazit
Das 7. Thüringer Wettspinnen in Apfelstädt war nicht nur ein spannender Wettbewerb, sondern auch ein lebendiger Tag der Begegnung. Es verband Generationen – von der jüngsten Teilnehmerin mit 22 Jahren bis zur ältesten mit 88 Jahren – und zeigte eindrucksvoll, wie Tradition durch gemeinsames Erleben lebendig bleibt.
Wir danken allen Teilnehmerinnen, Helfern und der Jury herzlich für ihren Einsatz. Ein besonderer Dank gilt zudem allen, die den Weg auf sich genommen haben, um am Wettspinnen teilzunehmen. Ebenso danken wir den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern sowie dem Dorf Apfelstädt, das uns die Möglichkeit gegeben hat, unser Wettspinnen im Rahmen der 1250-Jahr-Feier zu veranstalten.
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