Trachten in Thüringens sonnigem Süden

Trachten in Thüringens sonnigem Süden

Neuhaus-Schierschnitz glänzte mit 11. Thüringer Landestrachtenfest


Der kleine Lenny war gut drauf, als er mit Thüringens Trachtenchef Knut Kreuch, dem Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und der Sonneberger Landrätin Christine Zitzmann den Festzug zum Thüringer Landestrachtenfest durch seine Heimatgemeinde anführte. Vielen Bekannten winkte er zu, seinem Freund Sebastian und natürlich seiner Omi. Man kennt sich im südlichsten Zipfel Thüringens, man rührt die Hände gemeinsam und stellt so ein Trachtenfest auf die Beine, an das sich jeder gern erinnert. Der Trachtenverein Schumlach e.V. aus Lindenberg hat es wieder einmal geschafft. In einem knappen Jahr brachte es Vereinsvorsitzende Heike Thieg fertig, mit ihrem Team alles zu organisieren. Sohn Marko hat es zwar in dem Festtrubel etwas die Stimme angekratzt, er moderierte aber noch tapfer bis zum Sonntagabend.


Ein Ort wie aus dem Bilderbuch

Neuhaus-Schierschnitz würde jede Modelleisenbahn bestens zieren. Unverkennbar und charakteristisch wird die Ortsmitte von Burg, Schloss und Kirche überragt. Kennzeichnend der Dialekt, die Freundlichkeit der Leute und die heiße Sonne. Ja, es war richtig heiß hier, aber das entschädigte wohl für die Mühen der Vorbereitung. Der Festakt zur Eröffnung fand stilecht auf der Burg statt, was ihm den richtigen Rahmen gab. Auf dem nahen Festplatz stand das Festzelt und zahlreiche Schausteller sorgten für Unterhaltung. Es ist immer wieder wichtig, dass die Veranstaltungspunkte eines Trachtenfestes nicht auf einem riesigen Terrain mit unendlichen Wegstrecken zwischen den Auftrittsplätzen liegen. Nähe war hier gegeben. Dafür nahmen einige Gruppen weite Anfahrtswege zum Landestrachtenfest in Kauf: Aus dem Eichsfeld bis hierher sind es ca. 200 Kilometer. Das grüne Herz Deutschlands ist also weit größer, als man denkt.


Ministerpräsident würdigt Engagement für die Heimat

Im neuen Rathaus von Neuhaus-Schierschnitz traf am Mittag Ministerpräsident Bodo Ramelow ein. Er sagte, für ihn sei das Landestrachtenfest eine Veranstaltung von hoher Priorität, die er unbedingt in seinen Terminplan einbauen wollte. Ihn fasziniert besonders, dass so viele Kinder und Jugendliche in den Reihen des Landestrachtenverbandes engagiert sind. Überhaupt ist es sehr wichtig, dass die regionalen Trachten ihren Stellenwert im Leben der Menschen haben und lebendig bewahrt werden. Zur Sprache kam noch der Antrag des Trachtenverbandes, der zum Inhalt hat, die regionalen Trachten der deutschen Landschaften zum Immateriellen Kulturerbe zu erklären. Sonnebergs Landrätin Christine Zitzmann erinnerte an das Landestrachtenfest im nahen Schalkau 1997 und lobte das Engagement des Trachtenvereins Schumlach ausLindenberg, dieses kulturelle Ereignis jetzt in Neuhaus-Schierschnitz auszurichten. Danach marschierten die Ehrengäste im Festumzug mit und nahmen sich Zeit, die 40 Festzugteilnehmer von der Tribüne aus persönlich in Augenschein zu nehmen, während Knut Kreuch wie immer frisch und frei moderierte.


So ein Ministerpräsident hat es eilig, und deshalb setzte sich sein Auto pünktlich 14:20 Uhr nach dem Festumzug in Bewegung, um 16:00 Uhr zum Fototermin in Weimar mit den Außenministern aus Polen, Frankreich und Deutschland zu sein. Sicher wird er dort vom Thüringer Landestrachtenfest berichtet haben.


Premiere für den einen oder anderen

Anneliese Rühle aus Behrungen hatte richtig Lampenfieber. Die versierte Tänzerin hatte schon seit Wochen mit ihrer Grabfelder Kindertanzgruppe die Tänze für´s Fest eingeübt. Für die Kinder war es der erste Auftritt vor so viel Publikum, wie sie betonte. Der Applaus zeigte: Alles hat gut geklappt und ist angekommen. Insgesamt war schon sehr auffällig, wie zahlreich Kinder und Jugendliche das Fest mitgestalteten. Ein gutes Zeichen für die Attraktivität des Thüringer Landestrachtenverbandes und seiner Trachtenjugend. Beim Auftritt der Vogteier Trachtengruppe aus Oberdorla gestalteten die Kinder gar das Hauptprogramm. Es konnten einige Thüringer Gruppen begrüßt werden, die noch nie beim Landestrachtenfest waren, z.B. ein Trachtenpaar mit Weimarischer Haube aus Großneuhausen bei Sömmerda.


Natürlich war es selbstverständlich, dass sich die Ausrichter vergangener Landestrachtenfeste präsentierten. Die Tabarzer richteten es 1993 aus, die Schalkauer 1997, die Ruhlaer 1999 und die Deunaer 2001. Dachwig war die Mannschaft von 2010. Alle zeigten sich fasziniert vom Trachtengottesdienst, der am Sonntagmorgen gefeiert wurde. Die Gottesdienste sind doch immer wieder die Höhepunkte solch eines Trachtentreffens. Natürlich sind die Mengen guten Kuchens (70 an der Zahl und 150 Pfannkuchen) alle geworden, die die Vereinsfrauen buken. Denn kein Thüringer Fest kommt ohne Kuchen aus.


Das nächste Thüringer Landestrachtenfest, nun schon das 12., steht mit einem gespannten und rührigen Team bereits in den Startlöchern und warb in Neuhaus-Schierschnitz schon mal für Altenburg 2018. Dann nämlich wird die Skatstadt als Trachtenhochburg Thüringens auftrumpfen, ganz im Osten des Freistaates. Ja, und der agile Verein Schumlach e.V. hat mitten im Trachtenfest schon wieder für die Zukunft geplant. Nächstes Jahr gehts natürlich wieder zur Europeade. Wahrscheinlich mit dem Flugzeug, damit haben die Trachtler aus dem südlichsten Teil Thüringens schon viel Erfahrung. Liebe Schumlacher, bleibt so aktiv, wie ihr seid. Thüringens Trachtler stehen für das nächste Fest bei euch unter südlicher Sonne schon bereit!


Text: Dirk Koch