Die Referentin trug den Hut aus Binsen

Die Referentin trug den Hut aus Binsen


Alte Kunst im Wechmarer Studnitzhaus gelehrt


Gut behütet kam Karin Schneider jüngst nach Wechmar zum diesjährigen Binseneierseminar, das sie nun bereits zum 11. Male leitete. Es ist der Renner unter den Bildungsveranstaltungen des Thüringer Landestrachtenverbande



24 geschickte Binseneiermacherinnen waren in die Bachgemeinde Wechmar gekommen und bestaunten vor allem Karin Schneiders Hut, der aus Binsen gefertigt war. „Immer wieder sind Neulinge beim Binseneierseminar erstaunt, was Binsen sind, sie kennen das einfach nicht und sind überrascht, was man alles damit basteln kann.“, erläutert Eva Kowalewski, Projektmanagerin des Thüringer Landestrachtenverbandes. Sie hatte die Veranstaltung organisiert und war froh, Karin Schneider wieder als Referentin im Studnitzhaus zu haben.


Der Rohstoffe aus der Natur



Binsen gibt es einfach fast überall, nur wissen das die wenigsten Thüringer. Ganze 29 Arten davon wachsen in Deutschland, die meisten sogar in Thüringen selbst. Sie lieben nasse Standorte in Feuchtgebieten, an Seen und Tümpeln. Das ausdauernde Gras ist eigentlich ganzjährig zu finden, so auch in Massen im zeitigen Frühjahr. Für die Binseneier wird vor allem das Mark benötigt. Karin Schneider hat deshalb extra einen Tag vor dem Seminar ihren Mann Klaus losgeschickt, der mit jahrelanger Erfahrung die richtigen Binsen für alle fand. „Sie waren in diesem Jahr besonders schön und müssen unbedingt frisch geerntert werden, da ja besonders das Mark für die Eier verwendet wird.“ So wurden in Wechmar also Binseneier mit Binsen aus der Eisenacher Gegend gebastelt. Eigentlich ist die Gegend um den Wechmarer Stausee ebenfalls mit Binsen gesegnet, diese wiesen jedoch in diesem Jahr nicht das nötige Mark auf.


Tradition aus Westthüringen



Einige Binseneierbastler hatten kurz vorher den Eisenacher Sommergewinn besucht, zu dem ja die so verzierten Eier als ganz besonderes Schmuckelement dienen. Seit dem Jahre 1823 spricht man bereits von Eiern, die mit „Binsen undLäppchen von verschiedener Farbe belegt“ sind und liefert damit die Ersterwähnung der Eisenacher Binseneier, wie sie heute noch bekannt sind undhergestellt werden. Weitere Verbreitungsgebiete dieses schönen Osterschmucks findet man im Odenwald und in Polen. Verschiedene Traditionsmuster haben ihre Bedeutung und können vom Kundigen wie eine Glückwunschkarte gelesen werden. Punkte und Tropfen bedeuten z.B. das Wasser des Lebens, der Kreis ist Symbol des Alls und der Unendlichkeit. „Doch das ist alles eine Wissenschaft für sich, die man erst mit den Jahren begreift.“, so Karin Schneider.


Teilnehmer aus ganz Thüringen



Eva Kowalewski betonte, dass gerade dasSeminar über Binseneier immer wieder viel Aufmerksamkeit erregt und die Teilnehmer anzieht, obwohl es einige Mühe kostet. Dabei kommen nicht allein Mitglieder der fast 100 Trachtenvereine, die es im Freistaat gibt, sondern auch viele Interessierte . „Diesmal waren Günthersleben-Wechmar, Waltershausen, Friemar, Mosbach, Dachwig, Schwabhausen, Neudietendorf, Erfurt, Eisenach und erstmals 5 Frauen vom Heimatverein Gospenroda mit von der Partie.“, so Eva Kowalewski. Die Gospenrodaer überreichten gleich mal eine Chronik ihres erst 2014 gegründeten Vereins und hatten die Ehre, vom Landesvorsitzenden Knut Kreuch persönlich begrüßt zu werden. Dieser hatte sich ein paar Minuten Zeit genommen, um am Morgen allen fleißigen Bastern einen schönen Tag und tolles Gelingen zu wünschen. Die entstandenen Binseneier konnten sich am Nachmittag sehen lassen und hängen demnächst am einen oder anderen Osterstrauß. Auch winzige Binseneier-Ohrstecker entstanden, die sicher zum Osterfest ein Blickfang am Ohr der Dame des Hauses sein werden.



Text: Dirk Koch

Fotos: Norbert Sander