Tanzleiterseminar

Mit Leidenschaft, Anstrengung und der Fachfrau


Thüringer Landestrachtenverband lud zumTanzleiterseminar mit Maud Butter


Wenn sich in der bevorstehenden Festsaison auf den Thüringer Tanzböden die Darbietungen der Trachtengruppen entfalten, dann sieht das leicht und beschwingt aus. Fast mühelos gleiten die Tänzer zu den Melodien dahin. Doch dahinter steckt harte Arbeit, wie jetzt vor kurzem beim alljährlichen Tanzleiterseminar des Thüringer Landestrachtenverbandes in Günthersleben-Wechmar.


Fachleute und Forscher


Dass Tanz weit mehr ist, als ein paar Schrittfolgen zu toller Musik, das war schon dem Ruhlaer Arno Schlothauer ein Begriff. Er sorgte sichin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts um die Bewahrung der Tanzüberlieferung. Im „Thüringer Tanzplan“ sind verschiedene Thüringer Volkstänze, wie z.B. "Der Millionär" und "Rühler Springer" aufgezeichnet. Damit steht allen, die sichmit den traditionellen Tänzen aus Thüringen beschäftigen, eineeinmalige Tanzauswahl zur Verfügung.Seminarleiterin Maud Butter erhielt ihre erste tänzerische Ausbildung in Jena.Nach einem erfolgreichen Hochschulstudium als Dipl.-Betriebswirtging sie als Organisationsleiterin und tanzpädagogische Assistentinan das Tanzhaus Benshausen in Thüringen. Parallel dazuabsolvierte sie dort die Ausbildung zur Tanzpädagogin und nahman allen tänzerischen Weiterbildungen des Zentralhauses fürKulturarbeit der DDR teil. Heute unterrichtet sie an der Palucca Hochschule in Dresden.


Ein Lehrplan wie in der Schule


Kurz nach dem Seminar gab es bereits für alle eifrigen Tänzer Post. Maud Butter hatte, wie in den vergangenen Jahren, die behandelten Tänze zusammengestellt. Der Stoffplan, wie er bezeichnet wird, bildet eine gute Grundlage in den Übungsstunden vor Ort. Dann nämlich geben die Eleven des Wechmarer Seminars ihr Können an eifrige Tänzer in ihrer Region weiter. So wird ehrenamtlich eine Menge Wissen vermittelt. Die Mitglieder der Trachtengruppe der „Sieben Täler“ aus Tambach-Dietharz können die erste gemeinsame Übung kaum erwarten. Auf dem Programm wird nun z.B. der Bruder Leichtfuß stehen, der im Thüringer Tanzplan die Nr. 11 trägt. Oft bestehen die Tänze aus drei Teilen, das läßt sich gut merken und wiederholen. Weiter standen der Rühler Springer und der Schusterwalzer auf dem Programm. Pianist Norbert Munser sorgte für den guten Ton. Diese Livemusik fehlt leider vor Ort bei den Übungsstunden der Vereine meist.


Schweiß und Mühe


Manchmal wird die Pause herbeigesehnt. Denn ein Tanzleiterseminar erfordert Konzentration und baut Kalorien ab. Maud Butter achtet immer wiedere ganz genau darauf, dass alle mitmachen und die Schritte richtig setzen. „Besonders die doppelte Federung muss daheim noch geübt werden.“, so stellte sie kritisch fest. Für die Teilnehmer ist das ein Ansporn. In das Bürgerhaus der Gemeinde Günthersleben-Wechmar zog es diesmal an die 20 Teilnehmer, unter anderem aus Wallrabs, Wechmar, Dachwig, Tambach-Dietharz, Dingelstädt, Mengersgereuth-Hämmern, Brotterode, Mosbach und von der Grabfelder Kindertrachtentanzgruppe Behrungen. „Der lange Anreiseweg lohnt sich immer!“, so waren sich alle einig. Die Vorbereitung des Seminars lag wie alle Jahre in den bewährten Händen der Projektmanagerin des Thüringer Landestrachtenverbandes, Eva Kowalewski aus Wechmar.


Für die Zukunft bewahren und entwickeln


Nicht zu vergessen ist zudem, dass der Thüringer Tanzverband im letzten Jahr einen Antrag einreichte, dem Thüringer Tanzplan als Immaterielles Kulturerbe Anerkennung zu verschaffen. Der Trachtenverband unterstützte dieses Ansinnen und die vergangene Weiterbildung in Wechmar ist ein wichtiger Baustein, um das gemeinsame Anliegen voranzutreiben. Es geht nicht nur darum, die alten Beschreibungen 1:1 umzusetzen, sondern auch, sie zu variieren und lebendig zu halten. Davon leben Thüringer Tänze als Kulturerbe auch für weitere Generationen.


Dirk Koch