„In die Tracht geschlüpft…"

„In die Tracht geschlüpft…"


Thüringer Trachtenverband präsentiert im
Landhaus Studnitz zu Wechmar
neue Landesausstellung zur Tracht in Thüringen



Bach-Stammort Wechmar: Was verrät schon einAusstellungstitel? Etwa, dass man in Wechmar eine schlüpfrige Ausstellung präsentiert? Mitnichten! Heutzutage trägt sie Penties, Tanga oder sogar String, er marschiert in Boxershorts in seine Hosen. Vor hundert Jahren, sozusagen zu Omas Zeiten, trug man Schlüpfer, um den Po zu verhüllen und ein spitzer Witz hatte schlüpfrigen Charakter. Mit dem Schlüpfer ist das so eine Sache und deshalb entstand zum Thüringer Landestrachtenfest 2012 in Altenburg, bei den Machern der diesjährigen Landesausstellung des Thüringer Landestrachtenverbandes, eine spektakuläre Idee. Dort entdeckten die Ausstellungsaufbauer um Eva Kowalewski eine Fotoreportage des Schlossmuseums Altenburg aus der Zeit um 1910. Und was sie dort entdeckten ist in der deutschen Trachtenlandschaft schon spektakulär. Dass Altenburg reizen kann, nicht nur weil man dort Skat spielt, das wussten die Trachtenleute, aber dass in einer Fotoserie aus dem Jahre 1910 dargestellt wird, wie ein nacktes Mädchen in seine Tracht schlüpft, das war schon eine sensationelle Entdeckung. Diese fantastischen Bilderboten den Anlass eine neue Landesausstellung „In die Tracht geschlüpft…“ vom 15. April bis 30. Oktober 2015 im Landhaus Studnitz in Wechmar zu präsentieren. Wer schon immer mehr wissen wollte, als einmal zu sehen, was in der Tracht steckt, der kommt in der neuen Exposition voll auf seine Kosten. Mit ganz einfachen und bescheidenen Mitteln, gefördert von der Thüringer Staatskanzlei, ist in der Ausstellungshalle des Landhauses Studnitz eine sehenswerte Präsentation entstanden.


Ausgangspunkt der Jahresausstellung „In die Tracht geschlüpft…“ ist die Fotoreportage des Jahres 1910 aus dem Schlossmuseum zu Altenburg, die dank der Unterstützung der Altenburger Museumsleitung in Wechmar gezeigt werden darf. Altenburgs bekanntester Trachtenlehrer Dr. Christian Klau hat es sich nicht nehmen lassen, eine originale Altenburger Marchetracht zur Verfügung zu stellen. Genau aus dieser Tracht entschlüpfte die schöne Altenburgerin vor einem Jahrhundert. Spektakulär ist eine Fotoserie, die erst in den letzten Wochen entstanden ist. Frank Supplieth, Fotograf und engagiertes Mitglied im Wechmarer Heimatverein, hat mit einem Thüringer Mädel eine neue zehnteilige Fotoreportage angefertigt und zeigt dabei, wie im Jahre 2015 eine junge Frau nach dem Bade in eine Wechmarer Hochzeitstracht steigt und man sieht, mit welchem Spaß sie in die Tracht schlüpft.


Doch eine Fotoreportage die reicht in Wechmar lange nicht aus. Karin Hübeler, eine der letzten Thüringer Holzschnitzkünstlerinnen, beweist, wie es gelingen kann, dass ein Thüringer Fichtenholzstamm in eine Tracht schlüpft. Sie hat elf typische Thüringer Trachtenfiguren gefertigt und damit bewiesen, dass in Holz brennende Trachtenideen entstehen können. Besonders sehenswert in der Ausstellung ist eine Exposition aus Ernstroda, dem schönen Stadtteil des Bergstädtchens Friedrichroda. Elke Simmen hat in jahrelanger Kleinarbeit Porzellankörper in Trachten schlüpfen lassen und so entstand eine umfassende Puppen-Kollektion, die ganz in der Tradition der unvergessenen Helma Ullrich steht, die bis Mitte des 20.Jahrhunderts Trachtenpuppen fertigte. Unter der Leitung der Vorsitzenden des Eichsfelder Trachtenverbandes,Brigitte Hamelmann aus Holungen, wurden vor einigen Jahren in einer Arbeitsgruppe Trachtenpuppen gefertigt, die erstmals in einer Ausstellung des Thüringer Landestrachtenverbandes in Wechmar gezeigt werden und fast die gesamte Eichsfelder Trachtenlandschaft in Miniatur darstellt.


Wer in die Tracht schlüpft, der trägt natürlich auch gern Schmuck und der schönste Schmuck Thüringens ist der Mahlschatz, jene Kette, die jede Braut von ihrem Liebsten erhielt. Da im Landhaus Studnitz seit Jahren auch gern geheiratet wird, kann sich der Bräutigam in der Ausstellung gern Anregungen zum Brautschmuck seiner Eheliebsten holen.Grete Englert aus Eisfeld in Südthüringen fertigte vor Jahren jene Kopftracht, unter die jede Frau gerne schlüpft. Die Ausstellung zeigt zweivon ihren handgefertigten Brautkronen aus der Zeit um 1780, besonders wertvolle Exemplare.
Eine weitere Brautkrone aus dieser Zeit, das sogenannte Flitterhaid, ist im Original aus dem Archiv des Thüringer Landestrachtenverbandes zu sehen.


Postkarten aus der reichen Sammlung des Thüringer Trachtenarchives zeigen Darstellungen aus dem Leben der Menschen um 1900 und verdeutlichen, dass damals wie heute nicht alles Idylle war und ist, was man in bunten Motiven in den Händen hält. Verlässt man die Ausstellung so grüßt noch einmal das Mädchen aus Schönstedt bei Bad Langensalza in ihrer schönen Brautjungferntracht. Diese Tracht wurde 1880 von Luise Gerbing, der berühmten Thüringer Trachtenforscherin in ihrem Buch „Die Thüringer Trachten“ als eine der schönsten Trachten des Landes dokumentiert. In der Ausstellung wird sie gezeigt als Rekonstruktion aus der Trachtensammlung Königsee des Thüringer Landestrachtenverbandes. Die Schönstedterinnen waren einst gern gesehene Gäste auf den ersten um 1900 stattgefundenen Trachtenfesten in Gotha, Reinhardsbrunn oder Nazza. Der Fotothek der Stiftung Schloss Friedenstein zu Gotha entschlüpften dankenswerter Weise wertvolle originale Bilddokumente dieser Festivitäten, die in der Ausstellung gezeigt werden dürfen.


Die Ausstellung verdankt ihren Aufbau dem ehrenamtlichen Engagement von Anita und Roland Volkenanndt, Doris und Gerd Böttche, Wolfgang Herz, Frank Supplieth sowie Ekkehard Danz und Hans Kowalewski.


Fotos: Hans Kowalewski

Die Ausstellung ist nach Voranmeldung gern zu besichtigen.
Wer Lust hat meldet sich bis 30. Oktober 2015 unter Tel. 036256- 86560 oder per Mail:info@thueringer-trachtenverband.de Knut KreuchLandesvorsitzender