Deutscher Kinder- und Jugendtrachtentag in Holzhausen

Thüringer Trachtler in Bayerns Trachtenhochburg

Deutscher Kinder- und Jugendtrachtentag in Holzhausen absolviert

Große Aufmerksamkeit hatte das Wachsen und Werden des Bayrischen Trachtenkulturzentrums in Holzhausen schon seit Jahren auf sich gezogen. Der Bayrische Trachtenverband hat sich seit einigen Jahren einen festen Anlaufpunkt geschaffen, mit viel Eigeninitiative. Ein historischer, denkmalgeschützter Pfarrhof nahe Landshut wurde ausgebaut und ist nun gewissermaßen das Zentrum der bayrischen Trachtenbewegung. Der riesige Vierseithof besitzt unter anderem ein Jugendbildungshaus, einen Zeltplatz, einen Veranstaltungsstadl, ein klimatisiertes Archiv und ein Trachtenmuseum. Alle Zimmer des Jugendgästehauses hat ein anderer Mitgliedsverband des Bayrischen Trachtenverbandes mit regionaltypischen Stücken eingerichtet. Eine Reise durch Bayern in einem Haus! Armin Schmid und das Team der Bayrischen Trachtenjugend haben sich mächtig ins Zeug gelegt! Herzlichen Dank! Bayrische Lebensart hat was.



Interessante Dialekte: Dansch und Ditsch

Keiner spricht mehr Mundart? Weit gefehlt! Das zeigte die Begrüßungsrunde im Augustinerstadl des Trachtenkulturzentrums. Der große Hit war z.B. der „Ackersnagger“ Was das ist? Auf jeden Fall schon mal kein uraltes Mundartwort. Die Trachtenfreunde aus Mecklenburg-Vorpommern brachten es ein. Dort gewinnt Mundart wieder so langsam an Grund und Boden und wird sogar in die Schulen integriert, wie sie berichten konnten. Man kreiert neue Wörter: Der Ackersnagger ist ein Mobiltelefon. Da klingt das Mundartwort doch weit besser, oder etwa nicht?`


Die Thüringer brachten so ihre Erfahrungen ein. Aus dem Landkreis Gotha kam der „Ditsch“ aus Ingersleben, der Kartoffelpuffer. Im wenig von Ingersleben entfernten Ichtershausen heißt der schon „Dansch“. Oder das Kuchenbrett: In Wechmar wird es einfach mal so „Kuchschüssel“ genannt, während es in Ingersleben „Kuchenschenne“ heißt. Schwer wird es über den Berg, über den Rennsteig. Hier schlägt des Mainfränkische ein und die Schumlacher aus dem Sonneberger Raum sprechen doch so ganz anders als die Thüringer nördlich des Waldes… Thüringen wurde wieder vom Tachtenverein Schumlach aus Lindenberg bei Sonneberg und von Trachtenträgern aus dem Landkreis Gotha beim Deutschen Kinder- und Jugendtrachtentag vertreten.



Mundart spielte aber noch eine weit größere Rolle am Wochenende, als geplant war. Neu und abwechslungsreich wurde z.B. der Rechenschaftsbericht der jungen Trachtler auf der Präsidiumssitzung vorgetragen Sönke Thede und Silke Lantau aus Schleswig Holstein snaggten gleich mal in Platt über das vergangene Jahr und wurden von vielen verstanden. Für die anderen gab es eine Übersetzung.



Deutsche Tanzfolge in Landshut

Tanzen bildet unbestritten. Es ist der Hauptschwerpunkt des Interesses der Teilnehmer zum Kinder- und Jugendtrachtentag. In den Workhops wird aber nicht nur eine flotte Sohle aufs Parkett gelegt, nein, auch echte und handgemachte Musik spielt eine große Rolle. Ulli aus Baden-Württemberg leitet den Musikworkshop. Hier erlernen die Teilnehmer, die schon instrumentenkundig sind, gemeinsam zu spielen. Dieser Kurs könnte in der Zukunft noch weitere Interessenten gebrauchen. Vor dem Landshuter Rathaus entfaltete sich dann die Deutsche Tanzfolge, in der Tänze aus sämtlichen Bundesländern zu finden sind, z.B. Sternpolka aus Bayern oder eine thüringische Interpretation des Tampet. Sie werden gemeinsam von allen Teilnehmern des Wochenendes getanzt.


Stadtrallye, Freundschaften und wichtige Entscheidungen

Ziel eines solchen Wochenendes ist es zudem, die Gastgeberregion kennen zu lernen. In Landshut gab es deswegen eine Stadtrallye, bei der wichtige architektonische Wahrzeichen und Kunstwerke gefunden werden mussten. Das reichte vom Stolperstein für ins KZ deportierte Mitbürger bis hin zum großen Bildhauermeister Fritz Koenig, dessen Kunstwerke auch in Amerika zu finden sind. Tragisch die Geschichte des Maurergesellen, der vom hohen Kirchturm stürzte, weltberühmt die Landshuter Hochzeit, die alle vier Jahre als großes Fest stattfindet. Sie erinnert an die Hochzeit der polnischen Königstochter Hedwig mit einem bayrischen Herzog 1475.



Man hilft sich, gibt Tipps und besonders die Abende bringen Abwechslung, Kontakte, Kurzweil und so manche neue Freundschaft. Die bayrische Trachtenfreunde gestalteten den Samstagabend produktiv mit mehreren Workshops. So wurden Edelweiß geschnitzt, es wurde Haarschmuck gebastelt, im Schnee der Winternacht knallten die Peitschen auf dem Hof und der Gesanghatte erstaunlicher Weise eine Menge Fans. So konnte jeder seinen Interessen nachgehen und das eine oder andere Präsent mit nach Hause nehmen.



Nun ja, Ein Deutscher Kinder- und Jugendtrachtentag besteht nicht nur in angenehmen Bildungsunternehmungen, es werden wichtige Entscheidungen getroffen, welche die Zukunft des größten Jugendverbandes der Trachten- und Brauchtumspflege in der Bundesrepublik steuern. Denn die DTJ ist ganz aktives Mitglied im Deutschen Bundesjugendring, der Interessenvertretung der Jugendverbände. Hier wird zum Beispiel demnächst ein Antrag zum Schutz des arbeitsfreien Sonntags eingebracht. Weiterhin wurde abgestimmt, wo der nächste Deutsche Kinder- und Jugendtrachtentag stattfindet. Die Signale wurde auf freie Fahrt nach Mecklenburg Vorpommern gestellt, und zwar genau nach Ribnitz – Damgarten. Thüringen und der Landkreis Gotha sind bestimmt wieder mit dabei!


Text und Bilder: Dirk Koch