Sommergewinn in Merkers/Rhön

Der Winter von Monika Lessing

Sommergewinn in Merkers/Rhön

Monika Lessing, Mitglied im Thüringer Landestrachtenverband, ist nicht nur eine leidenschaftliche Trachtensammlerin, sie forscht auch schon seit Jahrzehnten in historischen Unterlagen und Dokumenten nach Bildern und Informationen, um Trachten mit den Originalstoffen nachzunähen. So entstand über Jahre eine ansehnliche Sammlung nicht nur an Originaltrachten sondern auch Trachten in Puppengröße. Jede Region hat ihre eigenen Trachten und nur wenige Orte fehlen in ihrer Sammlung, die sie schon mehrfach in Vorträgen auf den entsprechenden Veranstaltungen vorgestellt hat.


Monika Lessing wird bei den Recherchen um die Trachten in ihrer Region tatkräftig von ihrem Mann Hans unterstützt. Dabei sind sie auf Unterlagen gestoßen, die auf den Sommergewinn in Merkers noch bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges hinweisen. Auch Fotos belegen, dass es einen Winter- und Sommerumzug in Merkers bereits vor dem ersten Weltkrieg gab.


Der Winterzug vor dem 1. Weltkrieg                                Der Sommerzug vor dem 1. Weltkrieg


Für Monika Lessing war das der Auslöser zu der Idee, einen Merkerser Sommergewinn mit Trachtenpuppen und den Jahreszeiten Winter und Sommer darzustellen. Natürlich mit Originalstoffen, um möglichst detailgetreu nach Originalvorlagen die Trachten nachzunähen.


Die Darstellung des Winters entstand mit winterlicher Kindertrachtenkleidung, einer Strohpuppe, ein Mann mit Zepter (Tannenbaum mit bunten Bändern geschmückt) und den Mädchen mit den Spinnrädern (Spinnstubendarstellung).


Der Winter von Monika Lessing


Die Darstellung des Sommers entsprechend mit sommerlicher Kindertrachtenkleidung, Blumenkränzen im Haar, die Schultern mit Rosentüchern bedeckt, Ernteutensilien wie Sense, Rechen, Dreschflegel und Heuballen.


Der Sommer von Monika Lessing


Lt. Überlieferung führte der Umzug durch das Dorf beginnend am Ortseingang Richtung Dorndorf (heute), auf der Wiese beim alten Friedhof wurde die Strohpuppe verbrannt und das Zepter an den Sommer übergeben. Anschließend ging es zurück zum Dorf, wo es für die Kinder und Jugendlichen eine Zuckerbrezel und eine Fassbrause gab. Über einen Dialog zwischen Winter und Sommer ist leider nichts bekannt.


Dieser alte Brauch von Merkers wurde auch im Buch „Thüringische Volkskunde“ aus dem Jahre 1940 beschrieben. In einem Gedicht von Guido Görres heißt es:


Nun treiben wir den Winter aus,

den alten, kalten Krächzer;

wir jagen ihn zum Land hinaus,

den Griesgram, Brummbär, Ächzer,

und laden uns den Frühling ein

mit Blumen und mit Sonnenschein

Juchhei! juchhei!

O komm herbei,

o Mai! o Mai!


Das faule Stroh, das dürre Reis

und alles, was vermodert,

das geben wir dem Feuer preis,

daß hoch die Flamme lodert,

und laden uns den Frühling ein

mit Blumen und mit Sonnenschein.

Juchhei! juchhei!

O komm herbei,

o Mai! o Mai!


Textvorgabe, Fotos und Repros: Monika und Hans Lessing